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Ostererinnerung an Garschönthal

Bis knapp vor dem ersten Weltkrieg wurde zur österlichen Zeit das Osterratschen von den Buben der siebenten und achten Schulstufe besorgt. Später war es dann ein Privileg der Ministran-tenbuben. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Ratschen gänzlich eingestellt.

Geratscht wurde von Gründonnerstag elf Uhr bis Karsamstag neun Uhr. Es gab einfache und doppelte Handratschen. Letztere wurden unter der Achselhöhle festgehalten und mit der freien Hand drehte man an einer Kurbel. Je schneller man kurbelte, um so lauter ratschte es. Eine Stunde vor der festgesetzten Zeit waren die Buben schon am Kirchenberg versammelt. Geratscht wurde jeweils um elf Uhr, zum Morgen-, Mittag- und Abendgebet, am Karfreitag zum hl. Kreuzweg, das Erst- und Zweitratschen und am Karsamstag zur neunten Stunde.

Die beiden ältesten Buben waren die Ratschmeister. Vor dem Abmarsch von der Kirche wurde genau nach dem Alter angetreten, und zwar in Zweierreihen und der ältere der beiden Ratsch-meister war als Vordermann der linken Reihe die Hauptperson.

Beim Morgen-, Mittag- und Abendratschen beteten die Buben vor dem Abmarsch gemeinsam in der Kirche ein "Vater unser" und drei "Ave Maria" und am Karsamstag das Gebet zur neunten Stunde. Bis zum Friedhof ging die ganze Schar geschlossen, ab hier teilte man sich. Die eine Reihe ging die Straßenseite, die andere die alte Gasse und im Unterort beim Haus Nr. 39 (Wenzl Andreas) trafen dann die beiden Gruppen wieder zusammen. Vorher mußten von der Partie, welche in der alten Gasse ging, zwei Buben in die Rein laufen, dort ratschen und ausrufen und dann der Schar nach-laufen.

Unter den Ratschbuben war strenge Disziplin eingeführt. Wenn der Ratschmeister die Ratsche in die Höhe streckte, mußte sofort aufgehört werden zu kurbeln und abwechselnd rief dann immer ein anderer Bub den zutreffenden Vers aus. Jeder, der beim Hochheben der Ratsche nicht sofort aufhörte zu kurbeln, bekam ein Stricherl und dann bei der nachfolgenden Eierverteilung für jeden Strich ein Ei weniger. Das gleiche galt auch fürs Zuspätkommen und die Nichtanwesenheit beim Beten.

Der jeweilige Ausruf beim Ratschen hatte folgenden Wortlaut: Um elf Uhr "Wir ratschen elf Uhr", beim Morgen-, Mittag- und Abendgebetratschen: "Wir ratschen den englischen Gruß, den jeder Christ beten muß, fallet nieder auf eure Knie und betet ein Vater unser und drei Ave Marie." Am Karfreitag: "Wir ratschen in die Kirche das Erst" und das Zweit: "Wir ratschen in die Kirche zusammen." Dieses Kirchenratschen rief die Gläubigen zum Beiwohnen des heiligen Kreuzweges. Der Ausruf Karsamstag um neun Uhr hatte folgenden Wortlaut: "Wir ratschen die neunte Stunde, das Ratschen ist vollendet, die Glocken werden wieder geläutet, o Herr Jesus durch Dein Sakrament hast Du uns den Himmel bereitet, o Herr Jesu Christ durch Dein Schmerz und Pein laß uns Sünder nicht verloren sein, so wünschen wir Dir ein fröhliches Alleluja."

Wieder bei der Kirche angekommen, wurden die Ratschen beim Eingang abgelegt. Vom Friedhof ab ging die eine Reihe der Buben die Kirchenseite, die andere die Straßenseite entlang und mit großen Körben begann nun das Einsammeln der Ratscheier. Dabei trugen die beiden Meister die Körbe mit den eingesammelten Eiern. Als der Korb dann immer schwerer wurde, mußte ein zweiter Bub diesen tragen helfen. Die Eiereinsammler, jeder allein gehend, betraten mit folgenden Worten die Häuser: "Gelobt sei Jesus Christus, wir möchten um die Ratscheier bitten." Den Hut hielt man mit beiden Händen, denn hier wurden die Eier hinein gegeben.

Nach der Einsammlung der Eier, bei der Scheuer des Andreas Fiedler (zum Mathias Reinsperger), am unteren Ortsende, wurde dann im Kreise Aufstellung genommen, jeder Bub stellte seinen Hut vor sich auf den Boden und der Meister legte die zu verteilenden Eier einzeln der Reihe nach in die Hüte. Erhaltenes Bargeld  wurde an Alle zu gleichen Teilen aufgeteilt. Die Teilung wurde bis ins Keinste durchgeführt, denn um den Eier- und Geldrest wurden Zuckerl gekauft und auch auf alle Buben aufgeteilt. Wenn beim Einsammeln der Eier ein Bub ein gefärbtes bekam, so konnte er dieses für sich behalten. Der Abzug für die Strafstrichlein, pro einem ein Ei, wurde streng eingehalten.

Alt eingeführt war, daß die Ratscherbuben am Karsamstag, unter der Aufsicht des Meßners, die Altarteppiche klopfen und nach dem Ratschen mit allen Glocken läuten mußten. Am Ostersamstag abends war jedes Jahr der Gang zu den drei Kreuzen an der Garschönthaler - Steinebrunner Straße. Dem Angerischen, dem Weißen und dann im Unterort beim Haus Nr. 125. Bei jedem dieser Kreuze wurden Andachten mit Beten und Singen verrichtet.

Die Meßner waren, soweit bekannt, Lorenz Böß, Franz Arzt (Nr. 51), dessen Sohn Gregor und bis zur Vertreibung 1945 Franz Müller.

Wallfahrten

Von unserer Kirche aus gingen jedes Jahr Wallfahrten nach Nikolsburg, Maria Schoßberg und zur Muttergotteskapelle am Weg zur Veitl-Hopfmühle.

Bei einer dieser Wallfahrten nach Maria Schoßberg trug sich im Jahre 1873 eine wunderbare Gebetserhörung zu, die nachfolgend erzählt wird:

Im Wallfahrtsbuch des Marien-Wallfahrtsortes Maria Schoßberg (slowak. Sastin) in der heutigen Slowakei wird unter anderem berichtet: Am 30. August 1873 kam mit einer Wallfahrtsprozession ein 19-jähriges Mädchen, Barbara Wenzl aus Garschönthal, Nr. 3 bei Feldsberg in Nieder-Österreich mit einer Prozession zum Gnadenort.

Genannte zog sich beim Kornschneiden - damals schnitt man das Getreide noch mit der Hand - mit der Sichel am linken Arm, unterhalb des Handgelenkes, eine schwere Verletzung zu, bei der die Sehnen verletzt wurden. Die Hand zeigte an dieser Stelle eine große Narbe, die Finger waren zu einer Faust gekrümmt und unbeweglich. Während des Aufenthaltes im Gnadenort zeigte sich an der Hand nichts Auffälliges und das Mädchen verspürte auch nichts Besonderes.

Erst beim Abschied, wo außerhalb des Gnadenortes auf einer Wiese knieend und mit erhobenen Händen gebetet wurde, öffnete sich plötzlich die Hand, die Finger waren beweglich wie früher und gebrauchsfähig wie vor dem Unfall, nur die große Narbe blieb sichtbar.

Die Wallfahrer zogen in die Gnadenkirche zurück und hielten eine Dankesandacht. Es geschah dieses unter Zeugenschaft einer großen Anzahl von Wallfahrern.

Hinzuzufügen ist, daß zu jener Zeit die Wallfahrt von Garschönthal bis nach Maria Schoßberg über Feldsberg, Unterthemenau, Lundenburg, Brozko und Cary zu Fuß ging. Zum Transport des Reisegepäckes und für fußmarode Teilnehmer begleiteten Pferdegespanne die Prozession.

Anzuführen ist noch, daß dieses damals 19-jährige Mädchen in reifen Jahren den Witwer Georg Wolf aus Garschönthal, Nr. 27 heiratete und Mutter einer Schar von Kindern wurde.

Doch solange diese Wallfahrt nach Maria Schoßberg durchgeführt wurde, war sie immer dabei, außer es war ihr aus irgend einem Grunde nicht möglich. Aufgrund dieses Ereignisses wurde auch die Wallfahrt der Garschönthaler jedesmal von der Geistlichkeit mit feierlichem Einzug sowie mit Fahnen und Glockengeläute am Ortseingang empfangen und in die Kirche gleitet. Auch nahmen aus den Nachbarorten immer einige teil. Am übernächsten Tag beim Auszug war die Begleitung in derselben Ordnung wie beim Empfang. Bei jener Wiese, wo sich damals diese wunderbare Heilung ereignete, wurde immer eine Abschiedsandacht mit erhobenen Händen gebetet wie am 30. August 1873, als sich dieses Geschehnis ereignete.

Bittgänge / Prozessionen

Zu allen Bitt-Tagen eine Hl. Messe und Bittprozession durch die Feldfluren und Segnung durch den Priester. Am Florianitag eine Bittprozession um den Ort. Nach 1928 Auferstehungs- und Fronleichnams-Prozession, da nun Garschönthal einen eigenen Priester, Kirchenchor und Ortsmusik hatte. Die Altäre zur Fronleichnams-Prozession waren: der erste vor den Häusern Thiem, Nr. 1 und Wenzl, Nr. 94, der zweite vor dem Haus Wagner, Nr. 118, der dritte vor dem Haus Nr. 168, der vierte vor der Scheuer des Josef Wenzl, Nr. 22.